Herzkatheter-Untersuchungen
In zwei Herzkatheterlaboren werden am Standorten Klinikum Friedrichshafen alle Eingriffe an den Herzkranzgefäßen, elektrophysiologische Untersuchungen und Ablationen als auch Schrittmacher-, Defibrillator- und Resynchronisationstherapie inklusive der Therapie struktureller Herzerkrankungen (Verschluss von einem offenem Foramen ovale, Vorhofohr-Okkluderimplantation) und Mitraclip) durchgeführt.
Warum macht man eine Herzkatheter-Untersuchung?
Brustschmerzen (Angina pectoris) und Herzschwäche mit Luftnot (Herzinsuffizienz) sind Symptome von Erkrankungen des Herzens. Eine Herzkatheter-Untersuchung dient der genaueren Beurteilung dieser Erkrankungen:
- Liegen Verengungen an den Herzkranzgefäßen vor?
- Sind Herzkranzgefäße bereits verschlossen?
- Ist die Pumpfunktion der linken Herzkammer eingeschränkt und wenn ja wie schwer?
- Bei Herzklappenfehlern oder angeborenen Herzfehlern gibt eine Druckmessung im kleinen Kreislauf (Rechtsherzkatheter) und großen Kreislauf (Linksherzkatheter) genaueste Auskunft über die Auswirkung der Erkrankung
Die Herzkatheter-Untersuchung erfolgt meist über die Speichenarterie am Handgelenk (Arteria radialis). Nach einer örtlichen Betäubung wird in das Gefäß eine dünne Schleuse, ein Plastikschlauch mit 1,4 - 2 mm Durchmesser, eingelegt. Durch diese Schleuse werden unter Durchleuchtungskontrolle speziell vorgeformte Katheter zum Herzen geführt.
Kontrastmittel in Kombination mit einer Röntgenaufnahme zeigen Verengungen an den Herzkranzgefäßen und die Pumpfunktion der Herzkammern genau an.
Messung des Sauerstoffgehaltes
Durch die Messung des Sauerstoffgehaltes können Shunts (Kurzschlussverbindungen zwischen Herzkammern oder Gefäßen) genau bestimmt werden.
Messung der Blutdruckwerte
Die Messung der Blutdruckwerte erlaubt eine umfassende Aussage zur Hämodynamik am Herzen.
Warum wird ein Stent gesetzt?
Sind die Herzkranzgefäße erheblich verengt, können sie durch den Einsatz von Gefäßstützen (Stents) behandelt werden.
Wie wird ein Stent gesetzt?
Durch den Herzkatheter wird ein dünner Führungsdraht durch die Verengung im Gefäß geführt. Über diesen Führungsdraht wird die Verengung mit einem kleinen Ballon geweitet (Ballondilatation). In der Regel setzten wir danach eine medikamenten-freisetzende Gefäßstütze ein (Drug-eluting Stent, DES). Alternativ zu einem DES verwenden wir auch medikamenten-freisetzende Ballons (Drug-coated Ballons).
Je nach Schweregrad der Erkrankung können mehrere Gefäßstützen eingesetzt werden.
Wir wenden alle Techniken zur Behandlung von sogenannten Bifurkations-Stenosen an.
Zertifizierte Qualität
Die Kardiologie des Medizin Campus Bodensee ist von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) für die Interventionelle Kardiologie speziell zertifiziert (Zusatzqualifikation).
Akuter Herzinfarkt – Chest Pain Unit
Bei einem akuten Herzinfarkt werden Sie über unsere Chest Pain Unit oder vom Notarzt direkt in eines unserer Herzkatheterlabore gebracht.
Bei einem Herzinfarkt besteht in den meisten Fällen ein akuter thrombotischer Verschluss eines Herzkranzgefäßes (Blutverklumpung). Unser vorrangiges Ziel ist die rasche Wiedereröffnung dieses verschlossenen Herzkranzgefäßes, um die Schädigung der Herzmuskulatur zu stoppen. Dafür steht rund um die Uhr ein erfahrenes Team bereit.
In der Regel wird eine Ballonweitung oder Absaugung des Thrombus durchgeführt. Im Anschluss wird meistens ein medikamenten-freisetzender Stent (DES) eingesetzt.
Danach werden Sie auf unserer Intensivstation überwacht.
Akuter Herzinfarkt - Mechanische Herzunterstützungsverfahren
Intraaortale Ballongegenpulsation und Herzkreislaufunterstützung (Impella)
Bei einem schweren Herzinfarkt oder dadurch ausgelösten Herzrhythmusstörungen kann der Kreislauf erheblich beeinträchtigt sein. Falls die Unterstützung des Kreislaufes durch Medikamente nicht ausreicht, werden in der Kardiologie des Medizin Campus Bodensee mechanische Herzunterstützungsverfahren eingesetzt:
- Intraaortale Ballongegenpulsation (IABP) oder
- Impella als Mikroaxialpumpe
Selbst in Fällen mit schwerst eingeschränkter Pumpleistung der linken Herzkammer kann dadurch der Kreislauf bis zur Erholung des Herzmuskels aufrechterhalten werden.
Diese Herzunterstützungsverfahren setzen wir auch ein bei der Behandlung sehr komplexer oder kritischer Verengungen wie z.B. dem linkskoronaren Hauptstamm, um die Ballondilatation und Implantation von Gefäßstützen ohne eine Beeinträchtigung des Kreislaufes zu ermöglichen.
Wann wird die Rotablation eingesetzt?
Bei sehr verkalkten Verengungen können die Herzkranzgefäße trotz Einsatz spezieller Hochdruckballons manchmal nicht geweitet werden. In solchen Situationen wird die Rotablation eingesetzt.
Wie funktioniert die Rotablation?
Über den Herzkatheter wird ein winziger Bohrkopf in das Herzkranzgefäß eingeführt. Durch die ultraschnelle Umdrehung des Bohrkopfes können wir die verhärteten und verkalkten Ablagerungen abtragen. Die verkalkte Engstelle kann danach mit einem Ballonkatheter gedehnt werden und anschließend ein Stent gesetzt werden.
Chronische Verschlüsse von Herzkranzgefäßen finden sich in über 30 % aller Herzkatheteruntersuchungen. Die Wiedereröffnung dieser Läsionen reduziert Brustschmerzen (Angina pectoris) und verbessert die Pumpfunktion der linken Herzkammer.
Das Team hat auf diesem Gebiet in vielen Jahren wissenschaftlich sehr erfolgreich geforscht. Es besteht eine sehr hohe Expertise in der Wiedereröffnung von Herzkranzgefäßen. Nur die nachgewiesen besten medikamenten-freisetzenden Gefäßstützen (Stents) kommen zum Einsatz. Durch antegrade als auch spezielle retrograde Techniken erreichen wir Erfolgsquoten von über 90 %.
Oft sind für diesen Eingriff zwei Gefäßzugänge über die Leiste notwendig, da das verschlossene Gefäß sowohl von vorn (antegrad) als auch über Umgehungskreisläufe von anderen Gefäßen (retrograd) dargestellt wird.
Sowohl regional als auch überregional werden Workshops für die Ausbildung von interventionellen Ärzten durchgeführt.
Wann und warum messen wir den Blutdruck in den Herzkranzgefäßen?
Manchmal liefern Herzkatheter-Untersuchungen mit Kontrastmitteldarstellung der Herzkranzgefäße keine eindeutigen Befund. Um in diesen Fällen zu entscheiden, ob eine Ballonaufdehnung und die Platzierung einer Gefäßstütze (Stent) sinnvoll ist, messen wir am Klinikum Friedrichshafen den Blutdruck in den Herzkranzgefäßen.
Wie wird die Messung durchgeführt?
Mithilfe eines speziellen Druckdrahtes wird der Blutdruck im Herzkranzgefäß vor und hinter einer Verengung gemessen (Intrakoronare Druckmessung). Durch modernste Technik kann diese Messung im Klinikum Friedrichshafen ohne zusätzliche Gabe eines belastenden Medikamentes, wie Adenosin, durchgeführt werden.
Was schließen wir aus der Messung?
Aus dem Verhältnis zwischen dem Blutdruck vor und hinter der Koronarverengung kann geschlossen werden, ob ein Eingriff an dieser Verengung erforderlich ist.
Was ist intravaskulärer Ultraschall (IVUS)?
Der intravaskulärer Ultraschall (IVUS) ist eine Form der Sonografie. Das Verfahren wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung eingesetzt, um die Schwere einer Engstelle sowie den Verkalkungsgrad der Gefäßwand von erkrankten Herzkranzarterien zu erfassen. Dabei wird ein Ultraschall über einen feinen Draht direkt in das Herzkranzgefäß eingeführt.
Warum wenden wir das Verfahren an?
Mit dieser Technik lassen sich unklare Befunde basierend auf der Koronarangiografie klären. Liegen relevante Verengungen, Aneurysmen oder Muskelbrücken vor?
Mit sehr hoher Auflösung (40 MHz) kann die Beschaffenheit der Wand von Herzkranzgefäßen untersucht werden. Das hilft uns, die Technik der Aufweitung einer Engstelle bestmöglich auszuwählen (Rotablation, Hochdruckballon, Cutting- oder Scoring-Ballon).
Darüber hinaus kann die Entfaltung von Koronarstents und somit das Ergebnis einer Ballonaufdehnung und Stentimplantation mit sehr hoher Auflösung und Genauigkeit beurteilt werden (z.B. bei Eingriffen am linkskoronaren Hauptstamm oder Bifurkationsläsionen).
Bei einer unklaren Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion wie bei z.B. Verdacht auf Speichererkrankungen, aber auch bei einer akuten Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion können über den Herzkatheter Gewebeproben aus dem rechten oder linken Herzmuskel entnommen werden und weiter histopathologisch aufgearbeitet werden.
Dieser Eingriff wird häufig über die Armarterie am Handgelenk mit einem speziellen Biopsie-Entnahmekatheter durchgeführt.
Was ist die hypertroph obstruktive Cardiomyopathie (HOCM)?
Bei einer hypertroph obstruktiven Cardiomyopathie (HOCM) wird durch einen stark verdichten Muskelwulst der Herzscheidewand der Blutausstrom aus der linken Herzkammer behindert. Dies führt bei jungen Patienten zu einer ähnlichen Symptomatik wie bei einer hochgradigen Aortenklappenstenose mit Leistungsminderung und Luftnot unter Belastung bis hin zur Synkope.
Wie wird eine HOCM behandelt?
Lassen sich die Beschwerden von Patienten mit HOCM nicht ausreichend durch Medikamente behandeln, so kann eine Transcoronary Ablation der Septumhypertrophie (TASH) durchgeführt werden. Im Rahmen einer TASH wird eine Verödung des verdichteten Herzmuskels an der Kammerscheidewand mithilfe einer sehr gezielten Instillation hochdosierten Alkohols durchgeführt. In der nachfolgenden Zeit schrumpft der Bereich durch Narbenbildung. Der Muskelwulst, der den Blutausstrom behindert, verkleinert sich.
In seltenen Fällen kann es durch die Behandlung zu einer Verlangsamung des Herzschlags kommen (Bradykardie, AV-Block 3. Grades). Sie ist meist vorübergehend, kann auch auf Dauer bestehen bleiben. Dann kann es notwendig werden, einen Herzschrittmacher einzusetzen. Das tritt nur bei 5 % bis 10 % der Fälle ein.