Epilepsie

Epileptische Anfälle gehören zu den häufigen neurologischen Störungen. Im Laufe des Lebens treten bei ca. 5% aller Menschen epileptische Anfälle auf. Diese Anfälle werden meist durch bestimmte Bedingungen wie Fieber, Schlafentzug, oder Stoffwechselstörungen verursacht. Sie nennt man „provozierte“ Anfälle oder Gelegenheitsanfälle. Im Gegensatz hierzu leiden an einer Epilepsie im engeren Sinne – also an wiederholten unprovozierten epileptischen Anfällen - „nur“ ca. 0,5 – 1 % der Bevölkerung.

Erscheinungsbilder

Epileptische Anfälle resultieren aus einer zeitgleichen (synchronen) Entladung von Nervenzellen des Gehirns. Der Ort und das Ausmaß der beteiligten Zellen bestimmen das klinische Erscheinungsbild:

Das bekannteste Erscheinungsbild sind die sogenannten tonisch-klonische Anfälle. Bei ihnen ist des gesamten Gehirns oder eine der Gehirnhälften beteiligt (Generalisierte Anfälle). Zeichen sind das typischen Zucken des gesamten Körpers, Atemstörungen, Schäumen vor dem Mund und häufig auch Einnässen.

Unprovozierte, generalisierte Anfälle sind meist angeboren und werden in der Regel als „idiopathische“ Epilepsie bezeichnet. Die häufigste Form dieser Erkrankung geht mit vorwiegend morgendlichen Anfällen einher, weshalb die Erkrankung auch Aufwach-Grand-Mal-Epilepsie genannt wird.Allerdings gibt es auch generalisierte Anfälle, die sich klinisch völlig anders präsentieren. Hierzu gehört zum Beispiel die sogenannte Absencen-Epilepsie, die häufig im Alter zwischen 4 und 8 Jahren auftritt und mit einer kurzen geistigen Abwesenheit und einem Innehalten des Patienten einhergehen. Bei den Patienten besteht dabei für die Episode selbst eine Erinnerungslücke. Eine andere – häufig bei jugendlichen Patienten auftretende Form - ist die sogenannte juvenile Myklonus-Epilepsie, wobei es zu einem kurzen Zucken meist der Arme kommt. Hierbei werden gerade gehaltene Gegenstände fallengelassen oder weggeworfen. Daher nennt sich diese Form der Epilepsie auch impulsive petit mal Epilepsie. Diese Form der Epilepsie wird häufig nicht als solche erkannt und daher häufig fehldiagnostiziert.

Manche Epilepsien gehen von einem bestimmten Ort im Gehirn („fokal“) aus. Je nachdem, ob es hierbei um Ereignisse ohne oder mit Störung des Bewusstseins handelt, wird nochmals in sogenannte „einfach-fokale“ oder „komplex-fokale“ Anfälle unterschieden.

Die Ursachen für derartige Anfälle sind vielfältig und reichen von angeborenen Veränderungen und Gehirnverletzungen über Entzündungen und Schlaganfälle bis zu Tumoren und narbigen Veränderungen des Gehirns. Auch chronisch neurodegenerative Erkrankungen wie zum Beispiel die Demenz vom Alzheimer-Typ können derartige epileptische Anfälle auslösen.

Bei einem gewissen Anteil der Patienten lässt sich letztlich der Ursprung der Anfälle nicht finden, man spricht dann von einer sogenannten kryptogenen fokalen Epilepsie. Auch wenn die Anfälle von einem bestimmten Ort im Gehirn ausgehen, können sie sich im Verlauf eines Anfalles ausbreiten, das ganze Gehirn erfassen und nachfolgend in einen generalisierten Anfall übergehen. Diese Anfälle werden als „sekundär generalisiert“ bezeichnet.

Diagnostische Abklärung

Zur diagnostischen Abklärung epileptischer Anfälle können unterschiedliche Verfahren angewendet werden.

In den meisten Fällen gehört hierzu insbesondere eine Hirnstrommessung (Elektroenzephalografie, EEG) und eine moderne Bildgebung des Kopfes mittels Kernspintomografie mit spezieller Betrachtung spezifischer Hirnregionen in Abhängigkeit zur Epilepsieform und EEG-Befund.

Bei Erstmanifestationen wird häufig auch das Nervenwasser untersucht, um entzündliche Ursachen aufzudecken.

Therapie

Die Epilepsie kann meist sehr gut behandelt werden. Drei von vier Patienten können durch, antiepileptischen Medikamente ein anfallsfreies Leben führen.

Sollte die Behandlung mit einem einzelnen Antiepileptikum trotz ausreichender Dosierung nicht ausreichen oder nicht akzeptable Nebenwirkungen auftreten, so wird in der Regel zunächst auf ein Alternativpräparat ausgewichen. Sollte sich herausstellen, dass eine Behandlung mit einem einzelnen Medikament nicht ausreichend ist, so werden mehrere Medikamente gleichzeitig verabreicht.

Invasive Behandlung

Bei manchen Patienten kann jedoch trotz der Kombination mehrerer Antiepileptika keine zufriedenstellende Anfallsfreiheit oder Anfallsreduktion erreicht werden. In diesem Fall steht als invasive Behandlungsmethode eine operative Entfernung des die Anfälle verursachenden Gehirngewebes zur Verfügung.

Vagusstimulation

Allerdings ist dies selbstverständlich nicht in jedem Fall möglich, so dass alternativ eine sogenannter "Vagusstimulator" eingesetzt werden kann. Dieses von Größe und Aussehen einem Herzschrittmacher ähnliche Gerät verhindert epileptische Anfälle über eine Stimulation des zehnten Hirnnerven am Hals/Nacken (Nervus Vagus).

Die beiden letzteren Verfahren werden in Kooperation mit externen Kliniken durchgeführt.

Häufig gestellte Fragen

Um diese Entscheidung treffen zu können, muss der Patient fachärztliche untersucht werden.

Für den PKW-Führerschein sollten Patienten mit einer Epilepsie eine kontinuierliche Anfallsfreiheit von einem Jahr erreichen, um wieder eine Fahreignung zu erlangen.

Bei einem Erstanfall wird eine Pause von sechs bis zwölf Monaten empfohlen, bei provozierten Anfällen ist unter Umständen eine Reduktion auf drei Monate Pause möglich.

Für LKW-Führerscheine und Führerscheine mit der Erlaubnis zur Personenbeförderung bestehen auf Grund des erhöhten Gefährdungspotentials deutliche höhere Einschränkungen.

Schwangerschaft ist ein Thema mit vielen Facetten, für das immer ein individuelles Beratungsgespräches nötig macht.

Wichtig ist:

  • Manche Antiepileptika haben Wechselwirkungen mit der Pille
  • Manche Antiepileptika können Fehlbildungen beim Kind verursachen
  • Es besteht eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für Kinder von Müttern mit Epilepsie, ebenfalls eine Epilepsie zu entwickeln (ca 5 % vs. 1 % in der Normalbevölkerung).
  • Besonders im letzten Trimenon und im Wochenbett besteht eine erhöhte Anfallsgefahr

An Epilepsie erkrankte Frauen sollten auf jeden Fall besonders gründliche Vorbereitungen für eine geplante Schwangerschaft treffen, da die meisten Schädigungen des Kindes in der Frühphase der Schwangerschaft auftreten. Hierfür ist eine enge Kooperation zwischen behandelndem Neurologen und Frauenarzt sinnvoll. Eine antiepileptische Therapie sollte in der Regel nicht beendet sondern - wo nötig - angepasst werden.Wir empfehlen auch die Teilnahme am europäischen Register für Schwangerschaften unter Antiepileptika. Es handelt sich um ein anonymes Register, dessen Ziel es ist, die Gefahr von Fehlbildungen unter antiepileptischen Medikamenten besser einzuschätzen (www.eurap.de).

In seltenen Fällen können bestimmte Reize zum Auslösen eines epileptischen Anfalls führen. Hierbei handelt es sich um sogenannte Reflexanfälle, die prinzipiell auf ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Reizen entstehen können. Die häufigste Form ist hierbei die „photosensible Epilepsie“. Hierbei wird durch "Flackerlicht", wie es zum Beispiel durch Stroposkope ausgesendet werden kann, ein Anfall verursacht.

Aber auch die Betrachtung von TV-Bildschirmen oder Videospielen kann bei vielen dieser Patienten zu epileptischen Anfällen führen. Die sogenannte „Photosensibilität“ besteht bei ca. 5% der Patienten mit Epilepsie und kann im EEG getestet werden.

Artikel teilen LinkedIn Mail