Rückkehr in den Kreißsaal am Bodensee

Hebamme Melissa Schmid arbeitet in dem Kreißsaal, in dem sie selbst auf die Welt kam
Vor 26 Jahren erblickte Melissa Schmid im Kreißsaal des Klinikums Friedrichshafen das Licht der Welt – damals ahnte niemand, dass sie eines Tages selbst dort als Hebamme arbeiten würde. Doch für sie war es nach ihrem Hebammenstudium an der Eberhard Karls Universität Tübingen keine Frage, zurück an das Klinikum zu gehen: „Da ist meine Heimat - der Bodensee.“
Aufgewachsen in Bermatingen, zog Melissa nach der Grundschule nach Friedrichshafen und machte ihr Abitur am Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium (Droste-Hülshoff-Schule). Als Kind hatte sie den Traum, Mode-Designerin zu werden, doch bald galt ihr Interesse den Naturwissenschaften. Sie begann ein Biochemie-Studium in Tübingen, stellte jedoch schnell fest, dass sie zwar vom Stoffwechsel fasziniert war, aber der direkte Kontakt zu Menschen fehlte. So entschied sie sich, in den Studiengang Hebammenwissenschaften zu wechseln – und fragt sich heute schmunzelnd, warum es so lange gedauert hat, ihren „Traumberuf“ zu erkennen: „Die Mutter einer Kinderfreundin war Hebamme, der Beruf lag also praktisch direkt vor meiner Nase.“
Seit 2023 ist es in Deutschland nur noch möglich, Hebamme über ein Studium zu werden. In Tübingen studieren 60 Frauen (und selten auch Männer) im dualen System. In sieben Semestern erwerben sie sowohl den Bachelor in Hebammenwissenschaft als auch die Berufszulassung zur Hebamme.
Beruf ist Beruf
„Beruf ist Beruf“, sagt Melissa Schmid. Sie arbeitet genauso gerne mit „gelernten“ Hebammen wie mit „studierten“. Eine ihrer Kolleginnen, Claudia Ruthe, arbeitete bereits im Kreißsaal in Friedrichshafen, als Melissa dort selbst zur Welt kam. Eine andere, Lucia Heinrich, macht derzeit ihren Master in Hebammenwissenschaft und Frauengesundheit.
„Unser Beruf entstand aus der Erfahrung, doch es fehlte eine wissenschaftliche Grundlage“, erklärt Schmid. Heute ist die Geburtshilfe dank fundierter medizinischer Erkenntnisse weiterentwickelt. Diese wissenschaftliche Basis und das Wissen darüber, was in der praktischen Geburtshilfe wirklich wichtig ist, haben den Beruf der Hebamme aufgewertet. Dabei hat sich Melissa Schmid intensiv mit Themen wie der außerklinischen Geburtshilfe und der Privatsphäre im Kreißsaal auseinandergesetzt. Auch das Kursangebot in der Elternschule spielt für sie eine zentrale Rolle.
Während ihres dualen Studiums sammelte sie wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Kreißsälen. Besonders den Moment, als sie ihre erste Geburt begleitete, wird sie nie vergessen. „Es war ein sehr emotionaler Moment, als die junge Mutter ihr Neugeborenes in ihrer Muttersprache, Italienisch, begrüßte. Melissa Schmid fasst zusammen: „Werdende Mamas und Hebammen tragen das Risiko bei der Geburt gemeinsam.“
Obwohl sie noch keinen eigenen Hebammenkoffer besitzt – da sie als freiberufliche Hebamme keine Vor- und Nachsorgen übernimmt, ist Melissa Schmid sowohl im Kreißsaal des Klinikums als auch in der Elternschule aktiv. Mit ihren Kursangeboten ist sie voll in ihre Arbeit integriert.