16. November 2022
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17.11.2022 Welt-Frühgeborenentag

Henry hat es sich in Papas Armen gemütlich gemacht. Heute ist er fünf Monate alt und sieht auch genau so aus, wie man sich ein fünf Monate altes Baby vorstellt. Er lacht und gluckst, während seine Eltern von seinem Früh-Start erzählen. Henry ist ein sehr frühgeborenes Kind.
 

Elf Wochen zu früh: 1080 Gramm und 39 Zentimeter

In der 30sten Schwangerschaftswoche fühlt sich seine Mama nicht so gut und auch die Frauenärztin ist nicht ganz zufrieden. Sie rät, noch am selben Tag ins Klinikum Friedrichshafen zu fahren – 35 Kilometer sind es bis zum dortigen Mutter-Kind-Zentrum und als sie am frühen Mittwochnachmittag dort ohne Gepäck ankommen, hat Henrys Mama schon fast stündlich Wehen. Ein CTG wird geschrieben und noch eins und dann steht fest, dass die Schwangere zur Überwachung lieber in der Klinik bleibt. Ein Schock für das junge Paar, dass sich rasch entschließt, dem Rat der erfahrenen Geburtshelfer zu folgen.

Am Freitag, nach einem weiteren CTG, geht dann alles ziemlich schnell. Hebammen sind da und ein Anästhesist, um mit der werdenden Mama über die Narkose und den Kaiserschnitt zu sprechen. Denn alle Werte, Daten und Erfahrungen sprechen dafür, jetzt alles für eine Not-Sectio vorzubereiten.

Um 18:09 Uhr erblickt Henry dann das Licht der Welt, fast elf Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. 39 Zentimeter ist er klein und 1080 Gramm leicht.
 

Höchste Eisenbahn

Es war höchste Eisenbahn, erfahren Henrys Eltern in den nächsten Tagen von den Ärzten der Kinderklinik des Klinikums. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, zehn Tag schwebt der kleine Mensch in Lebensgefahr. Schwere Entzündungen strapazieren seinen winzigen Körper. Viele verschiedene Medikamente, eine permanente Überwachung, die liebevoll fürsorgliche Betreuung durch das Kinderkrankenschwestern-Team auf der Frühchen-Station und immer wieder kompetente Antworten auf all die Fragen, die sich Henrys Eltern in den ersten 29 Wochen der Schwangerschaft nie stellen mussten und die ihnen jetzt wichtig sind, bringen sie zur abschließenden Aussage „Wir drei wurden perfekt umsorgt“.
 

Henry kämpft

Henry nimmt alles gut an, kämpft sich tapfer durch, nimmt sogar zu und endlich, am fünften Tag, gibt es „grünes Licht“ für ihn und seine Eltern – sie dürfen ihren Sohn zum ersten Mal aus dem Inkubator nehmen. Endlich liegt der kleine Kerl auf Mamas Brust. In den nächsten Wochen gibt es immer wieder kleine Rückschläge, doch nach vier Wochen ist Henry aus dem Inkubator „rausgewachsen“, kommt ins Wärmebettchen und an seinen letzten Tagen in der Kinderklinik sogar ins Kinderbettchen.

 

7 Wochen später geht’s nach Hause

 

Nach nur sieben Wochen - und damit vier Wochen eher „als üblich“ - bringt er bereits 2240 Gramm auf die Waage und fährt mit seinen Eltern nach Hause.

Telefonisch bleiben sie auch danach mit der Kinderklinik in Kontakt, finden immer einen Ansprechpartner für Fragen. Heute, Henry wiegt inzwischen fast sechs Kilo, sagt Henrys Mama: „Trotz der Ausnahmesituation habe ich positive Erinnerungen an die Geburt. Mein Mann konnte dabei sein und das Team im Sectio-OP hat uns zu jeder Zeit das Gefühl gegeben, dass wir dort gut aufgehoben sind und Henry gut versorgt wird.“
 

Welt-Frühgeborenentag

Warum wir die Geschichte erzählen? Weil heute, am 17. November, der Welt-Frühgeborenentag begangen wird. Jedes zehnte Kind kommt nämlich zu früh auf die Welt und ist angewiesen auf eine kompetente und fürsorgliche Begleitung in seinen ersten Lebenswochen. Das Team der PG 20 der Häfler Kinderklinik steht genau dafür, wie Henrys Geschichte zeigt.

Das Team der PG 20 braucht neue Kolleginnen, damit es seine Aufgabe für alle zu früh geborenen Kinder auch leisten kann, ihrem Familien Sicherheit geben kann und nicht, wie in vielen anderen Frühchenstationen Deutschlands, mangels examinierten Pflegekräften seine Arbeit einstellen muss. Wer in diesem sympathischen und freundlichen Team mitarbeiten möchte, sollte sich gleich bewerben: alle Details gibt es hier …
 

Jedes zehnte Kind kommt zu früh auf die Welt

In über 60 Ländern machen am 17. November Frühchen-Vereine, Elterngruppen, Kliniken, Familien, Gesundheitszentren, Politiker und weitere involvierte Gruppen gezielt auf die Situation der zu früh geborenen Kinder und deren Familien aufmerksam.

Etwa jedes zehnte Kind wird als Frühchen geboren, in Deutschland sind jährlich rund 60.000 Neugeborene betroffen. Somit bildet die Gruppe der Frühgeborenen die größte Patientengruppe unter Kindern. Die damit zusammenhängenden Besonderheiten, Risiken und Probleme für Frühchen und ihre Familien sollen an diesem Tag thematisiert werden.

Frühgeborene haben besondere Bedürfnisse und benötigen eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Diese erhalten die Frühgeborenen in Friedrichshafen durch ihre Betreuung in einem spezialisierten Perinatalzentrum Level II, dessen Team es eine Herzensangelegenheit ist, zu informieren.
 

Frühgeborene haben besondere Bedürfnisse

Neben der stationären Versorgung von Früh- und Neugeborenen gehört auch die Arbeit als Neugeborenen-Notarzt zu den Aufgaben. 24 Stunden täglich, auch an Sonn- oder Feiertagen, steht innerhalb weniger Minuten ein Neugeborenen-Notarzt mit Team bereit, um die kleinen Patienten auch in anderen Geburtskliniken oder aber auch bei Hausgeburten in der Bodenseeregion zu versorgen. Dank gut geplante Rettungswege in der Region können die Baby-Notärzte auch mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 45“ oder einem Notarztfahrzeug sehr schnell zu Neu- bzw. Frühgeborenen-Notfällen gebracht werden.

Trotz aller Möglichkeiten der pränatalen Medizin gibt es immer wieder Neugeborene, die überraschend mit Fehlbildungen am Darm oder Herzen zur Welt kommen. Auch hier kann dann eine Stabilisierung mit anschließender Verlegung an eine Uni-Klinik schnell und professionell organisiert werden.