27. Juni 2023
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Schmerzhafte Unfälle, die sich vermeiden lassen

In Deutschland erleiden jährlich rund 30.000 Kinder Verbrennung und Verbrühungen die so schwer sind, dass sie ärztlich versorgt werden müssen.

Ein Teil davon geht auf Grillunfälle zurück, manche aber nur indirekt. In diesem Jahr haben sich bereits vier Kinder beim Spielen am Bodensee die kleinen Füße verbrannt. Ihre Verletzungen mussten in der Klinik für Kinder und Jugendliche versorgt werden. Die Ein- bis Vierjährigen waren am Vor- oder Nachmittag in „graue Erde“ getreten, die unter der Oberfläche noch glühte, weil die Glut am Vorabend nicht endgültig gelöscht worden war.
 

Glut nicht gelöscht

„Unser Appell richtet sich ganz klar an alle, die an öffentlichen Bade- und Grillstellen Feuer machen: Löscht das Feuer richtig und prüft vor Verlassen der Feuerstelle diese mit der eigenen Handfläche, ob sie noch warm ist!“, so die Kinderärzte. Besser ist es, keine wilden Feuerstellen einzurichten und zu entfachen, sondern lieber einen kleinen Grill mitzunehmen, öffentlichen Feuerstellen zu nutzen und immer die Glut sicher zu entsorgen. Bis zu zwölf Stunden nach dem offensichtlichen Verlöschen der Kohle, haben die Grillstellen noch mehr als 100 Grad Celsius.
 

Keine wilden Feuerstellen

„Unser Appell richtet sich auch an die Eltern“, sagen die Kinderärzte der Klinik. Sie sollten gerade dort, wo das Grillen erlaubt ist, das Gelände auf mögliche Gefahrenstellen absuchen und einen sicheren Bereich auswählen. Auf einem öffentlichen Freizeitgelände sind die Kinder nicht nur am oder im Wasser gefährdet, sondern sollten überall gut betreuen werden.
 

Schmerzhafte Wunden

Auch wenn die schmerzenden Wunden der brandverletzten Kinder verheilt sind, weiß die erfahrene Kinderärztin Dr. Simone Jedwilayties, können diese folgenschweren Unfälle die ganze Familie traumatisieren. „Die verletzten Kinder haben eine lange belastende Behandlung vor sich, ganz abgesehen von den emotionalen Folgen“.
 

Verbrühungen und Verbrennungen

Dr. Jedwilayties erklärt: „Bei Brandverletzungen unterscheidet man Verbrühungen und Verbrennungen, die Folgen sind abhängig von der Temperatur und der Einwirkzeit. Verbrühungen erfolgen überwiegend durch heißes Wasser oder Tee/Kaffee. Hier liegt die Temperatur der Flüssigkeit meist unter 100 Grad Celsius und die Verbrennung der Haut ist meist nicht so tief. Wichtig ist sehr schnell zu kühlen und dann die Sachen auszuziehen.“
 

Versorgung anspruchsvoll

Verbrühungen mit Öl oder Verbrennungen wie an der heißen Herdplatte oder an einer nicht ausgekühlten Feuerstelle am Boden schädigen die Haut tiefer, denn die Temperatur ist meist deutlich über 100 Grad Celsius. Für die empfindliche Fußhaut von Kleinkindern reichen bereits 70 bis 100 Grad, um Verbrennungen auszulösen. Die Kinder laufen rein, erschrecken sich und bleiben oft vor Schreck stehen, schreien und warten bis sie jemand heraushebt.

Dann bildet sich oft Rötungen (leichte Schädigung) und Blasen (schwerere Schädigungen) - somit sind die darunterliegenden Hautschichten schutzlos und es können leicht Bakterien eintreten.
 

Beweglichkeit der Füße oberstes Ziel

„Die Versorgung dieser Verletzungen ist anspruchsvoll, denn sie soll möglichst narbenfrei ablaufen, damit die Beweglichkeit der Füße der Kinder später nicht eingeschränkt ist“, so die Oberärztin der Kinderklinik. Deshalb bleiben die Kinder in Begleitung eines Elternteils auch mehrere Tage im Krankenhaus. Doch auch danach können die kleinen Patienten eine ganze Weile nicht barfuß laufen. Erst einige Monate später wird feststehen, ob der schmerzhafte Unfall ohne langfristige gesundheitliche Schäden geblieben ist.